Mitteilungsblatt KW36

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Temine
08.09.23 1. Probe nach der Sommerpause
15.09.23 Probe
20.09.23 Ausschusssitzung
22.09.23 Probe
29.09.23 Probe

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100 Jahre in Geschichten
Mit den Texten unseres Mitgliedes und Ortshistorikers Peter Schührer entführen wir Sie in die 100-jährige Geschichte des Musikvereins.

1988/1989 Begegnung mit der Květovanka aus Tschechien
Durch die besonderen Kontakte zu einem Mitglied der Blaskapelle Květovanka war es dem aktiven Musiker Heiner Sing gelungen, mit deren Vorstand die Möglichkeit eines Besuchs in Kladno, einer Stadt in der Nähe Prags, zu erörtern. Die Květovanka (Blumenkapelle) spielt böhmische Blasmusik, und die dazugehörige Tanzgruppe Květy (Blumen) zeigt traditionelle Volkstänze. Zusammen umfasst das Ensemble 20 Musikerinnen und Musiker.

Die Sache kam zustande, und 46 Personen – Musikerinnen und Musiker und weitere Vereinsmitglieder – reisten nach Tschechien, um sich dort vom 15. bis 19.6.1988 mit der Kvĕtovanka zu treffen, Konzerte zu geben und Eindrücke von Land und Leuten zu sammeln.

Die Reiseteilnehmer erwartete ein dicht gedrängtes Programm. Auf der Anreise machte man in Kralice einen Stopp in der Instrumentenfabrik Amati. Zur Freude der Beschäftigten gab die Musikkapelle unter Wolfgang Pfeil ein Platzkonzert. In Kladno gab  man zusammen mit der Květovanka ein Konzert im Gottwald-Park. Böhmische und deutsche Blasmusik erfreuten ein großes Publikum. Am nächsten Tag besichtigten die Wäschenbeurener die Prager Altstadt, und am Nachmittag fand im Bezirkskulturhaus Kladno ein gemeinsames Konzert mit der Květovanka statt. Am dritten Tag machte man sich wieder auf Erkundungsfahrt und besichtigte die Burg Karlstein, die Sommerresidenz von  Kaiser Karl IV. Auch dort gab es ein kurzes Platzkonzert. Am Tag darauf nahm die Kapelle am 26. Frantisek-Kmoch-Festival in Kolin (Frantisek Kmoch war ein tschechischer Komponist und Dirigent) teil. Im Julius-Fučik-Park (Julius Fučik war eine tschechischer Komponist und Kapellmeister) gab es ein Konzert der Auslandsblasorchester. Vor vollbesetzten Rängen erntete die Wäschenbeurener Kapelle  viel Applaus, und das begeisterte Publikum forderte sogar eine Zugabe. Beim Festzug marschierte die Kapelle mit dem Musikverein Renningen hinter der bundesdeutschen Flagge durch die Straßen Kolins. Am Marktplatz gab es einen Massenchor mit 40 Blaskapellen aus ganz Europa. Am letzten Tag verabschiedete sich die Kapelle vom Personal des Hotels mit einem Platzkonzert. Nach einem Bummel durch Prag spielte die Kapelle noch im Fučik-Park. Dabei lockte die Kapelle viele Paare auf die Tanzfläche, bis ein plötzlicher Platzregen einsetzte.

1989 kam die Kapelle samt Tanzgruppe vom Donnerstag, dem 11.5., bis zum Montag, dem 15.5., nach Wäschenbeuren. Dies war noch vor der Wende im Ostblock, deswegen waren auch zwei Aufpasser in der Reisegruppe dabei. Der Musikverein hatte für diesen Besuch ein anspruchsvolles, minutiös ausgearbeitetes  Programm geplant. Es sah touristische Elemente vor wie einen Besuch des Daimler-Benz-Museums, eine Rundfahrt durchs Ländle, einen Einkaufsbummel in Göppingen und eine Stadtführung in Schwäbisch Gmünd in tschechischer Sprache (für die Verständigung von Deutschen und Tschechen waren mit Georg Jakl und Hans Snischek zwei Dolmetscher verpflichtet worden). Ein Spaziergang durch Wäschenbeuren wurde gleich am ersten Besuchstag angeboten. Nicht zu kurz sollte die Begegnung mit den tschechischen Musikfreunden kommen. Gemeinsame Abendessen im Vereinsheim und eine Grill-Party standen auf dem Programm. Auch war Zeit eingeplant für die Begegnung der Gastfamilien mit den tschechischen Gästen (36 Personen waren zu Gast, sie waren bei den Musikern, die ein Jahr zuvor in Tschechien dabei waren, untergebracht, ein kleiner Teil logierte im Gasthaus Wäscherschloss). Im Vordergrund stand natürlich die Musik. Am Freitagabend bei der Musikprobe, die nach dem Abendessen stattfand, waren die Gäste zum Mitmusizieren eingeladen. Am Samstagabend wurde der 50. Geburtstag eines aktiven Musikers gefeiert. Dabei warteten die Tschechen mit einem Geburtstagswalzer auf. Am Sonntag spielte die Květovanka zur Frühschoppenzeit ein Kurkonzert im Kurpark von Bad Überkingen, und am Sonntagabend war Deutsch-Tschechischer Abend in der Turn- und Festhalle. Durchs Programm führten charmant und in deutscher Sprache Jana Matĕjcová und Karol Pullmann. Das tschechische Ensemble schenkte dem Publikum, so war im Mitteilungsblatt zu lesen, „einen großen Korb voll mit ihrer wunderschönen Musik, Gesang und Tanz“. Am Montag, dem Pfingstmontag spielte die tschechische Kapelle  vor ihrer Abreise noch eine Stunde auf dem Pfingsthock des Musikvereins. Im Mitteilungsblatt stand: „Ca. 2 000 Marktbesucher waren vom Auftritt des Ensembles unter der Leitung von Josef Husák begeistert. Eine Augenweide und ein Ohrenschmaus war das Programm, bestehend aus Melodien des alten Prag, sowie aus Volksliedern aus Böhmen, Mähren und der Slowakei. Das alles wurde mit Gesang und Tänzen, in den dazu passenden Folklorekostümen, wunderbar untermalt.“ „Mit tosendem Applaus“, stand in der NWZ, „bedankte sich das Publikum, das begeistert mitgesungen, mitgeklatscht und mitgetanzt hat“.

Kvĕtovanka und Kvĕty beim Pfingstmarkt, 1989

Im Mitteilungsblatt wurde folgendes Fazit gezogen: „Sprache und Politik waren keine Barriere, denn die Musik war das verbindende Element. Der Besuch der Květovanka und  Květy wird im Musikverein wie auch in der Gemeinde sicher nicht so schnell vergessen.“